Kabale und Liebe

„Luise ist in Steffi Kühnerts Inszenierung eine, die nicht so schnell loslässt. Nur stemmt sie sich – ganz körperlich übrigens, so herrlich widerständig muss man erst mal stehen können wie Clara Wolfram – vergeblich gegen eine Welt, in der alle glauben, auf sie zugreifen zu können. Schiller hatte in seinem Trauerspiel vom Bürgers- und vom Adelskind, deren Liebe an Standesdünkel und Hofintrigen scheitert (und ein wenig auch an sich selbst), mit Willkürherrschaft und ihren Folgen abgerechnet … Kühnert zeichnet eine kalte Gesellschaft, in der sich Wege kreuzen, ohne dass sich Menschen wirklich begegneten, in der Einflusssphären und Besitz wichtiger sind als das Glück des Einzelnen ... Großartig, wie es Wolfram gelingt, Unschuld zu spielen, ohne im Mindesten naiv zu sein, wie sie Gefühle sehr fein dosiert und in der Sterbeszene pathosfrei wegsackt.“ (nachtkritik.de, 01.10.2022, Georg Kasch)

„Clara Wolfram und Till Timmermann als Luise und Ferdinand rühren mit ihrem sensiblen Spiel an und vermögen den Konflikt zwischen ihrer Liebe und dem Establishment überzeugend darzustellen. Ebenso imponierend spielt Marko Dyrlich den Präsidenten von Walter als intriganten, korrupten und skrupellosen Machtmenschen. Antje Trautmann gelingt es, Lady Milford, die Geliebte des Fürsten, als eine Persönlichkeit aus Schein und Berechnung darzustellen. Ein mehr als fünfminütiger Abschlussbeifall dankte dem Ensemble. Er bewies zudem, dass die neue Spielstätte vom Publikum begeistert angenommen wurde.“ (Ostsee-Zeitung, 04.10.2022, Werner Geske)

„Die M*Halle, neue Spielstätte des Schweriner Theaters, ist eine Überraschung. Wo Rotationsmaschinen liefen für die Information, können nun Spiele laufen für die Emotion. Die war heftig bei der Eröffnung mit einem Klassiker im weiten Spielraum … Eng an Schillers Text zeigt Kühnert einen privaten Konflikt als gesellschaftlichen Kasus. In quasi musikalischem Rhythmus entwickelt sie anschwellende Dynamik, vom Aufwallen der Gefühle hin zu Täuschung, Verzweiflung und tödlichem Irrtum. Sie nutzt Gänge des Hauses zu originellem Wechselspiel: Aus Videos von Joachim Hamster Damm laufen die Akteure direkt auf seine Bühne. Statt modischer Regie-Kapriolen gibt es erzählende Situationen … Die Regie füllt leere Szenerie mit Präsenz der Schauspieler. Clara Wolfram durchlebt, durchleidet Himmel-und-Hölle-Gefühle der Luise. Till Timmermanns Ferdinand mit radikalem Ego auf Höhenflug zum Freisein, der ihn abstürzen lässt … Starker Start in der M*Halle.“ (Schweriner Volkszeitung, 04.10.2022, Manfred Zelt)