Sprachen der Musik
Generalmusikdirektor Mark Rohde über die Konzertsaison 2023/2024
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebes Konzertpublikum,
der Rückblick auf die Entwicklung in der vergangenen Spielzeit erfüllt mich mit Freude und großer Zufriedenheit. Allein der Spielzeitbeginn mit Bruckners 8. Sinfonie war ein monumentaler Auftakt, und die Staatskapelle wuchs auch in jedem weiteren Konzert über sich hinaus! Ein weiterer Höhepunkt steht, während ich diese Worte schreibe, noch bevor: das Festkonzert zum 460-jährigen Bestehen der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin, unter Fortführung der historisch gewachsenen Beziehung Bayreuth-Schwerin, mit dem Ring ohne Worte. Genauso wie im Konzert hat die Staatskapelle auch in der Oper wiederholt unter Beweis gestellt, dass sie ihren Status als A-Orchester zu Recht trägt, allen Sparmaßnahmen der letzten Jahrzehnte zum Trotz.
Ein sehr belebendes Moment in der vergangenen Saison, das auch als erster Schritt zur Beendigung der Schrumpfkur zu sehen ist, war die Gründung der Orchesterakademie, mit der wir zur Förderung und Ausbildung junger Musiker:innen beitragen. Auf diese Weise sichern und pflegen wir den Fortbestand der musikalischen Tradition hier in Schwerin und stärken gleichzeitig dieses wunderbare Orchester in der Gegenwart.
Nun blicke ich voller Vorfreude auf die kommende Konzertsaison und bin überzeugt, dass wir gemeinsam mit unseren Gästen auch diesmal für Sie ein vielseitiges und Hörgenuss versprechendes Programm zusammenstellen konnten.
Nachdem die vergangene Spielzeit einen Schwerpunkt auf die Romantik setzte, ist dieses Programm in erster Linie international. Wir nehmen Sie mit in andere Länder und widmen uns den verschiedenen musikalischen Sprachen und Idiomen. Ich persönlich vergleiche sehr gerne Musik mit Sprache, da sich die Strukturen von Grammatik und Sprachmelodie auf der einen Seite, Harmonik und Phrasengestaltung auf der anderen Seite sehr ähnlich sind. Das ermöglicht Ihnen als Hörer:innen und uns als ausführenden Musiker:innen oft ein intuitives Verständnis. Darüber hinaus erzählt uns die Musik, jede auf etwas unterschiedliche Weise, was die Komponist:innen bewegt hat und bewegt. Es spiegeln sich der Klang ihrer Sprache, volkstümliche Bräuche und Melodien, Düfte und Geschmack, Atmosphäre und Zeitgeist in jedem Werk wider. Da die Art und Weise der musikalischen Umsetzung sich aber immer unterscheidet, müssen wir uns auf jede dieser Sprachen einlassen, uns hineinhören und hineinfühlen. Wir erleben in jedem Programm eine neue Variante.
Es erschließen sich so Zusammenhänge, die in unserem heutigen Alltag vielleicht nicht mehr präsent sind, aber zur Entstehungszeit der Kompositionen Normalität waren. Sei es die Verbindung zwischen der französischen und der russischen Kultur, wie sie im 1. Sinfoniekonzert offenbar wird, oder das Habsburgerreich mit der Beziehung zwischen Böhmen und dem österreichischen Kernland, zu hören im 3. Sinfoniekonzert. Zusätzlich spannt dieses Programm dann noch einen musikgeschichtlichen Bogen zwischen Klassik, Romantik und Gegenwart, mit der deutschen Erstaufführung des Trompetenkonzertes der jungen slowenischen Komponistin Nina Šenk. Für mich bleibt es immer wieder spannend, die Querverbindungen und gegenseitigen Einflüsse zwischen den Werken verschiedener Komponist:innen zu entdecken. In der Mischung aus Tradition, fremden Einf lüssen und eigenem Schöpfergeist entstand jeweils etwas völlig Neues und Einzigartiges. Das ist durchaus philosophisch zu betrachten. Wir folgen einer Entwicklung, die trotz nationaler Schulen und vieler regionaler Strömungen sich immer wieder neu mischt und etwas Größeres und Umfassenderes schafft: eine europäische Musikkultur.
Und das hat für mich auch etwas ausgesprochen Tröstliches: Die Musik ist – und muss es auch bleiben – ein verbindendes Element; sie soll uns jedes Mal erinnern, dass aus der Gemeinsamkeit immer mehr entstehen kann als die bloße Summe der einzelnen Teile. Denken Sie daran, was alles entsteht, wenn ein volles Orchester auf der Bühne sitzt und vereint spielt! Was für ein mitreißendes Erlebnis, das durch nichts zu ersetzen ist! Im Konzert sind wir vereint im Lauschen und Mitempfinden der universellsten Sprache der Welt: der Musik. Mitempfinden und sich einlassen bedeutet, Mensch zu sein.
Ich freue mich darauf, Sie in unseren Konzerten begrüßen zu dürfen!
Ihr Mark Rohde
Generalmusikdirektor
Konzerte 2023/2024
1. Sinfoniekonzert
Claude Debussy – La Mer, Drei symphonische Skizzen für Orchester
Modest Mussorgski – Bilder einer Ausstellung
(Orchestriert von Maurice Ravel)
Termine 2., 3., und 4. Oktober 2023, Großes Haus
2. Sinfoniekonzert
Joseph Haydn – Sinfonie Nr. 101, Die Uhr Hob. I: 101
Richard Wagner – Siegfried-Idyll WWV 103
Richard Strauss – Der Bürger als Edelmann op. 60
Termine 30., 31. Oktober und 1. November 2023, Großes Haus
3. Sinfoniekonzert
Felix Mendelssohn Bartholdy – Ouvertüre zu Ruy Blas op. 95
Nino Rota – Divertimento Concertante für Kontrabass und Orchester
Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Termine 4., 5. und 6. Dezember 2023, Großes Haus
4. Sinfoniekonzert
Wolfgang Amadeus Mozart – Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504, Prager Sinfonie
Nina Šenk – neues Werk für Trompete und Orchester (Deutsche Erstaufführung)
Johann Nepomuk Hummel – Konzert für Trompete und Orchester E-Dur
Antonín Dvořák – Sinfonie Nr. 5 F-Dur op. 76
Termine 29., 30. und 31. Januar 2024, Großes Haus
5. Sinfoniekonzert
Dmitri Schostakowitsch – Violinkonzert Nr. 2 cis-Moll op. 129
Sergei Rachmaninow – Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27
Termine 18., 19. und 20. März 2024, Großes Haus
6. Sinfoniekonzert
Edvard Grieg – Peer Gynt, Auszüge aus der Schauspielmusik op. 23
Allan Pettersson – Sinfonischer Satz
Jean Sibelius – Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43
Termine 22., 23. und 24. April 2024, Großes Haus
7. Sinfoniekonzert
Benjamin Britten – Four Sea Interludes aus Peter Grimes op. 33a
Edward Elgar – Variations on an Original Theme („Enigma-Variationen“) op. 36
Termine 07., 08. und 09. Juli 2024, Großes Haus
Weihnachtskonzert
Termine 16. und 25. Dezember 2023, Großes Haus
Beethoven IX
Beethovens 9. Sinfonie mit Schillers Ode An die Freude
Termine 29., 30. und 31. Dezember 2023
Neujahrskonzert
Termine 1. und 6. Januar 2024, Großes Haus
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