Premierengeflüster
Schauen Sie mit uns schon vor der Premiere hinter die Kulissen der Neuproduktionen. Unterschiedliche Menschen aus dem Theater stellen sich vor und erzählen von ihrer Arbeit. Freuen Sie sich auf lebendiges, vielfältiges und manchmal noch geheimes Premierengeflüster – Diesmal: Ballettmeisterin Ana Isabel Casquilho über die Arbeit zu Four Seasons Recomposed!
Du bist neu am Mecklenburgischen Staatstheater. Wer bist du, Ana?
Mein Name ist Ana Isabel Casquilho und ich komme aus Lissabon, Portugal. Ab dieser Spielzeit bin ich die neue Ballettmeisterin beim Ballett Schwerin unter der Leitung von Jonathan dos Santos. Letztes Jahr war ich als freiberufliche Choreografin tätig, unter anderem in den USA, Großbritannien, Bulgarien und Frankreich. Davor war ich Vollzeit-Tänzerin beim Ballett Augsburg und habe auch beim Ballett Hagen und bei Introdans in den Niederlanden gearbeitet.
Die vier Jahreszeiten ist das wohl bekannteste Werk von Antonio Vivaldi. Four Seasons Recomposed ist eine erweiterte Fassung, neu arrangiert vom deutsch-britischen Komponisten Max Richter (geb. 1966), der die Musik Antonio Vivaldis durch moderne Instrumentierung und elektronische Klänge ergänzt hat. Wie wirkt sich das auf die Inszenierung aus?
Ich bin ein großer Fan von Max Richter und habe seine Musik in vielen meiner Tanzstücke verwendet. Ich glaube, Max Richter hat ein besonderes Talent, Musik in etwas Tieferes zu verwandeln, mit dem sich jeder emotional verbinden kann. Er erweitert die originalen Kompositionen von Antonio Vivaldi, indem er moderne Schichten hinzufügt und zwei verschiedene musikalische Epochen verbindet, was die ursprüngliche Musik meiner Meinung nach noch reicher macht. Außerdem fügt er völlig neue Stücke als Übergänge zwischen den Jahreszeiten hinzu, die man in unserer Aufführung erleben wird.
Muss man bei einem so bekannten Werk im Vorfeld alte Muster aus den Köpfen der Tänzer:innen vertreiben?
In dieser Produktion steckt die Arbeit von vier verschiedenen Choreografen, was großartig ist. Jeder hat seinen eigenen, einzigartigen Stil und seine eigene Herangehensweise an die Kreation. Während die Choreografen mit der Company arbeiten, gibt es keinen Bedarf, alte Muster zu brechen, da sie etwas völlig Neues schaffen.
Ihr habt für jede Jahreszeit einen eigenen Choreografen. (Frühling: Craig Davidson, Sommer: Ana Isabel Casquilho, Herbst: Juanjo Arques und Winter: Jonathan dos Santos) Du inszenierst den Sommer. Ist es üblich so zu arbeiten?
Ja, das ist üblich. Zum Beispiel habe ich Antonio Vivaldis originale Vier Jahreszeiten mit drei verschiedenen Choreografen am Theater Hagen aufgeführt.
Was passiert durch diese Aufteilung?
Die Aufführung hat ein Gesamtkonzept, durch die Aufteilung der Arbeit aber mit unterschiedlichen Visionen und Perspektiven, was es wirklich interessant macht. Es bereichert die Erzählweise und gibt dem Ensemble die Möglichkeit zu lernen, zu kreieren und zu wachsen, basierend auf den Ideen von vier verschiedenen Choreografen, die alle, wie gesagt, auf einem einzigen Konzept beruhen.
Wie lange probt ihr?
Ich habe den Sommerabschnitt im August erstellt. Wir arbeiten jetzt bereits seit zwei Monaten an dieser Produktion.
Und wann ist es perfekt? Gibt es aus deiner Sicht überhaupt ein perfekt?
Meiner Meinung nach wird es niemals perfekt sein, da Perfektion ein unrealistisches Konstrukt ist, das wir Menschen geschaffen haben. Mein Ziel ist es, dass die Tänzer über das Physische hinausgehen und sich vollständig mit dem Konzept verbinden. Ich sage ihnen immer, wenn sie an das glauben, was sie tun, werde ich das auch tun. Für mich besteht die Idee von „Perfekt“ darin, das zu fühlen, was sie fühlen und Teil ihrer Reise zu sein.
Was ist deine Lieblingsjahreszeit, Ana?
Jede Jahreszeit hat etwas Einzigartiges zu bieten, aber die, mit der ich mich am meisten verbinde, ist der Sommer. Aufgewachsen am Strand in Portugal gibt mir der Sommer immer das Gefühl, zu Hause zu sein. Ich bin wirklich glücklich, dass ich die Gelegenheit hatte, diesen Teil zu choreografieren und meine Vision des Sommers mit allen zu teilen.
Das Interview führte Claudia Kottisch.
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