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Katja Mickan blickt mit großer Vorfreude auf die Eröffnung der Kulturmühle Parchim, die am Fischerdamm auf der Rückseite des jetzigen Theaters in der Blutstraße entsteht.
Die Mitarbeiter:innen des Jungen Staatstheaters Parchim fiebern dieser jetzigen Spielzeit ganz besonders aufgeregt entgegen: Die Eröffnung der Kulturmühle steht unmittelbar bevor! Das bedeutet, die Last der vergangenen acht Jahre, die es gedauert hat, bis das Junge Staatstheater Parchim wieder über eine eigene Spielstätte verfügt, abzuwerfen und mit der gewonnenen Leichtigkeit das neue Haus in Beschlag zu nehmen.
Als ehemalige Landesbühne war es das Theater gewohnt, mit Bühnenbild, Kostümen und Technik durch das eigene und alle anderen Bundesländer zu reisen. Doch bespielt wurden Theater. Ob sie nun in Schleswig-Holstein oder Nordrhein-Westfalen lagen. Nur am eigenen Standort war es durch die Schließung aus sicherheitstechnischen Gründen schwierig, Spielorte zu finden. Neben der Parchimer Stadthalle wurde in der kleinen Remise im Landratsamt, der Ziegelei in Benzin, dem Parkhotel in Plau am See, dem Pfarrhaus Damm, dem Kulturhaus Mestlin, der Plater Kulturscheune und unzähligen anderen Orten gespielt. Unter anderem auch eine große Herausforderung für die Bühnenbildner:innen, die ihre Entwürfe derart gestalten mussten, dass sie überall angepasst werden konnten. Garderoben und sanitäre Einrichtungen waren für die Künstler:innen oft abenteuerlich und werden aus diesem Grunde hier nicht näher erläutert. Transportfahrten zu jeder Jahreszeit und bei Wind und Wetter, Autopannen inbegriffen, selbst Stromausfälle.
Was für eine Freude, als endlich wieder der Malsaal bespielt werden konnte! Spielen im eigenen Haus, Leben in der Bude! Und dann die alles entscheidende Aussage: Die ehemalige Industriemühle am Fischerdamm wird zur Kulturmühle umgebaut. Das Theater zieht um und das Museum auch! Die Freude des Ensembles drückt sich nachweisbar im Titelbild des damaligen Spielzeitkalenders 2015/2016 aus – eine Mehlparty!
Und nun ist sie da, die Spielzeit, in der endlich umgezogen wird. Hinter den Kulissen wirbelt es schon seit Monaten. Das Archiv ist bei Redaktionsschluss fast umzugsfertig verpackt. Die Pläne, was bleibt, was kommt mit – längst besprochen. Baustellenbesichtigungen, die die Vorfreude nährten, sind mehrfach absolviert. Kostüme, Knöpfe, Gummibänder sind vorsortiert. Umzugskartons stehen bereit, um Requisiten zu verstauen. Eine Prozession von der Blutstraße aus zum Fischerdamm ist geplant, in der der große Kronleuchter aus dem Saal des alten in den Saal des neuen Theaters transportiert wird. Visionen, Spinnstunden, plötzliche Einfälle, Farbkonzepte, Spielangebote – die Parchimer Theaterluft flirrt. Kein Tag vergeht, ohne Inputs das neue Haus betreffend.
Und wenn er dann da ist, der Tag, wo sich die Türen der Kulturmühle öffnen und Neugierige, Gespannte, Aufgeregte auf die neuen „Bewohner:innen “ treffen – das wird ein Fest! Die erste verkaufte Eintrittskarte, das erste frisch gezapfte Bier in der neuen Theatergastronomie, das erste Programmheft in der Hand, die erste Vorstellung, das erste Mal erlischt das Licht des Kronleuchters, um den Scheinwerfern Raum zu geben, der erste Beifall im neuen Saal … ach, es wären so viele erste Male zu nennen, drum lassen wir hier ganz einfach Goethe sprechen:
„Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt,
Und mit gewaltig wiederholten Wehen
Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt;
Bei hellem Tage, schon vor vieren,
Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht
Und, wie in Hungersnot um Brot an Bäckertüren,
Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.“
Veröffentlicht im Juli 2022
Das Programm des Jungen Staatstheater Parchim in der Spielzeit 2022/2023
von Bernard da Costa
aus dem Französischen von Klaus Kowatsch
Premiere: 17. September 2022
nach Johann Wolfgang von Goethe
von Thilo Schlüßler
Mobile Produktion
Für Besucher ab 12 Jahren
Der Schweinehirt
nach Hans Christian Andersen
ab 5 Jahren
Premiere: 6. November 2022
Adventsgeschichten 2022: Zwei Apfelsinen am Baum und auf dem Teller Bananen
Ein vorweihnachtlicher Abend mit literarischen Köstlichkeiten
Premiere: 26. November 2022
Das Geheimnis
von Thomas Howalt
aus dem Dänischen von Kerstin Kirpal
ab 12 Jahren
Premiere: 11. Februar 2023
Das schönste Mädchen der Welt
nach dem gleichnamigen Film von Aron Lehmann
in einer Bearbeitung von Karsten Dahlem
ab 13 Jahren
Premiere: 1. April 2022
Tiere im Theater
von Gertrud Pigor
ab 5 Jahren
Premiere: 21. Mai 2023
UNIVERSEN – Ein Zukunfts-Chor
Zweiteiliges Theaterprojekt in der Stadt Parchim
Premiere: Frühjahr 2023
Auf ein zweites Bier am Klavier
Schauspieler:innen singen ihre Lieblingslieder
1. Juli 2023
Nipplejesus
von Nick Hornby
Deutsch von Klara Drechsler und Harald Hellmann
Premiere: 9. Juni 2023
Wiederaufnahmen
Dogs
Ein Familienmusical rund um den Hund
von Heiner Kondschak
ab 6 Jahren
Wiederaufahme: 3. September 2022
Alfons Zitterbacke
nach den gleichnamigen Kinderbüchern von Gerhard Holtz-Baumert
Bühnenfassung: Thomas Ott-Albrecht
ab 6 Jahren
Wiederaufnahme: 8. September 2022
Trau Dich
von der Kompanie Kopfstand im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Fassung: Junges Staatstheater Parchim
ab 8 Jahren
Wiederaufnahme: 15. September 2022
Die bleiche Sophie
Eine Gespenster-Stunde von Karin Eppler
ab 7 Jahren
Wiederaufnahme: 20. September 2022
Uraufführung
Das Lied der Nibelungen
von Marco Süß
ab 11 Jahren
mobile Produktion
Wiederaufnahme: 21. September 2022
Antigone
nach Sophokles, Euripides und Aischylos König Ödipus, Sieben gegen Theben, Die Phönizierinnen und Antigone
Bühnenfassung von John von Düffel
ab 14 Jahren
Wiederaufnahme: 28. September 2022
Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte
nach dem Buch von Dita Zipfel in einer Bühnenfassung von Jule Kracht
ab 11 Jahren
Wiederaufnahme: 19. Oktober 2022
Deutsche Erstaufführung
Der Familienrat
Komödie von Amanda Sthers und Morgan Spillemaecker
Deutsch von Georg Holzer
Wiederaufnahme: 26. September 2022
Vom Fischer und seiner Frau
Märchen nach den Brüdern Grimm
ab 5 Jahren
Wiederaufnahme: 4. März 2023