De lütte Plattschaul #9: Für Ihr Wortgefecht

Aus den Neuproduktionen der Fritz-Reuter-Bühne zitieren, übersetzen und erklären wir zu jeder Inszenierung eine Schlagzeile aus dem Stücktext. Sie werden sehen: Plattschnacken ist viel leichter als Sie denken und für Jede:n im Alltag locker anwendbar. – Diesmal: Plattdeutsch für Ihr handfestes Wortgefecht aus De Bär.

Original: „Holl de Backen!“

Aussprache: [„Holl dej Backen!“)

Übersetzung: („Halt die Backen!“)

 

Wenn zwei gegensätzliche Meinungen aufeinandertreffen, dann bleibt es nicht immer bei einem friedlichen Ausdiskutieren. Nein! Manchmal müssen einfach die Fetzen fliegen. Sollte Ihnen dabei die übliche Streitkultur zu gewöhnlich geworden sein, dann versuchen Sie es doch „ut schier Schandudel“ („aus Jux und Tollerei“) mal auf Niederdeutsch. Diese Sprache bietet einige schöne Blüten für originelle Beleidigungen. Vorbilder für ein energiegeladenes Wortgefecht up Platt finden Sie in Marie und Gregor, den Protagonist:innen unserer Sommerkomödie De Bär :

 

 „Bün ick in Brass! Fuchsdüwelswild!“ („Bin ich wütend! Fuchsteufelswild!“), stellt Artillerieleutnant Gregor fest, als er gerade versucht, die Nachricht zu verdauen, dass er von Gutsbesitzerin und Witwe Marie das ihm geschuldete Geld nicht „up de Städ“ („auf der Stelle“) zurückerhalten wird. „Bölken Se nich so!“ (Brüllen Sie nicht so), versucht Marie zunächst die Ruhe auf ihrem Hof zu bewahren, verliert dann aber ebenfalls die Nerven. Von der Dame als „updringlichen Flöötz“ („aufdringlicher Flötz“), „Bullerjahn“ („Schreihals“), „Bullerballer“ („Polterer“) und zuletzt sogar als Bär beschimpft, wirft Gregor, seine guten Manieren vergessend, mit Flüchen um sich. „Düwelnochmaltau“ („Zum Teufel nochmal“) und „Dammioknochmal“ („Verdammt nochmal“) sind dabei noch die harmloseren Ausdrücke.

De Bär
v.l.n.r. Markus Gillich, Kerstin Westphal © Silke Winkler

Der Streit der beiden Dickköpfe eskaliert unversehens zu einer Duellforderung, und Gregor ist sich sicher, „De knall ick aw as ein Küken“ („Die knall ich ab wie ein Küken.“) Auch Marie möchte „Mit dat gröttste Vergnäugen“ („Mit dem größten Vergnügen“) diesem ungehobelten Herrn „ein Kugel vör denn vernagelten Brägenkasten“ („eine Kugel vor den Sturkopf“) knallen.

 

Bei der Einweisung in die Handhabung der Pistole entdeckt Gregor allerdings mitten im leidenschaftlichen Disput seine Zuneigung zu dieser feurigen Frau und schmilzt dahin „wenn einen disse wunnerboren gläunigen Oogen ankieken dauhn.“ („wenn einen diese wunderbaren, glühenden Augen anschauen.“) Marie hingegen scheint unwillig und versucht den verliebten Leutnant von sich zu weisen: „Nu langt dat! Seih’n Se tau, dat Se’n Dreih kriegen!“. („Nun reicht es! Sehen Sie zu, dass sie Land gewinnen!“). Doch nur zunächst ...

Wenn Sie diesen wunderbar krachenden Streit zwischen den beiden sturen Kratzbürsten live miterleben möchten und wie aus dieser bodentiefen Abneigung eine noch tiefere Liebe entstehen kann, dann kommen Sie zu Gregor, Marie und ihren übereifrigen Diener Lüder in die Hufe 1 des Freilichtmuseums Schwerin-Mueß. Tschechows kurzweilige Komödie, bei der Fritz-Reuter-Bühne natürlich up Platt, startet im Rahmen der Schlossfestspiele am 24. Juni und freut sich bis zum 15. Juli auf Ihren Besuch.

 

Wir wiederholen: „Holl de Backen!“

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