De lütte Plattschaul #15: Für Demokratie

Aus den Neuproduktionen der Fritz-Reuter-Bühne zitieren, übersetzen und erklären wir zu jeder Inszenierung eine Schlagzeile aus dem Stücktext. Sie werden sehen: Plattschnacken ist viel leichter als Sie denken und für Jede:n im Alltag locker anwendbar. – Diesmal: Plattdeutsch für demokratische Debatten aus Extrawust!

Original: „Stimmen wi aw!“

 

Aussprache: [„S-timmen wie aff!‘“]

 

Übersetzung: („Stimmen wir ab“)

 

„Möt dat würklich sien?“ („Muss das wirklich sein?“): Sonntags aufstehen, das Sofa und die gemütliche Jogginghose verlassen um in ein Wahllokal zu gehen, ein Kreuz zu machen und dann doch mit der Entscheidung der Mehrheit leben zu müssen? „Lüd, woans sall dat gahn?“ („Leute, wie soll das gehen?“).

Diese Frage stellt sich auch in unserer Komödie Extrawust. Im letzten Punkt der Vereinssitzung will der Tennisverein Pingelshagen noch fix über die Anschaffung eines neuen Grills abstimmen, doch Melanie hat „wat intauwennen“ („etwas einzuwenden“). Denn die Sucuck-Wurst von Erol, dem einzigen muslimischen Vereinsmitglied, neben die Schweinswurst auf den Grill zu legen, „dat geiht nich“ („das geht nicht“). Ein zweiter Grill müsste her, „jichtensein dorgägen?“ („irgendeiner dagegen?“). Plötzlich entbrennt eine hitzige Diskussion; rassistische Äußerungen, Nazi-Vorwürfe, veraltete Rollenbilder und Autokratievorwürfe fliegen durch das Vereinshaus.

Extrawust
v.l.n.r. Filip Grujic, Simon Grundbacher, Anne Wolf © Silke Winkler
Extrawust
Filip Grujic, Anne Wolf © Silke Winkler

„Basta! Sluss mit dat Puhei!“ („Basta! Schluss mit der Aufregung!“), regt sich der Vorsitzende, Heribert, auf, nu löppt de Abend afslut verdwars“ („nun verläuft der Abend komplett verqueer“). Und auch Matthias, sein Stellvertreter, kann langsam nicht mehr „Mien Brägen is mall“ („Mein Gehirn ist krank“), denn für seine Power-Point-Präsentation hat er sich „denn‘ Nors upräten“ („den Allerwertesten aufgerissen“) und nun geht es schon längst nicht mehr bloß um den Grill.  Es wäre doch einfacher, zu sagen „lat uns dat kort maken“ („lass uns das kurz machen“) und zu bestimmen „So maken wi dat!“ („So machen wir das!“).

 

„Nu langt dat äwer würklich!“ („Nun reicht es aber wirklich!“), soll das Demokratie sein, Wenn drei Löwen un ein Antilop besluten dauhn, wat dat tau fräten giwwt“ („Wenn drei Löwen und eine Antilope beschließen, was es zu fressen gibt“)? Nun, machen Sie sich selbst ein Bild und besuchen Sie uns am 18. Oktober, wenn es in der M*Halle wieder um die Extrawust geht. Denn am Ende sind auch Sie gefragt: „Stimmen wi aw!“

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